Was soll denn das für ein Tipp werden, könnten Sie jetzt fragen. Schließlich wissen
Sie, wie man ein Fragezeichen einsetzt: Es steht am Ende eines Fragesatzes. Völlig
richtig erkannt. Aber man kann sich diesem Satzzeichen auch über die Funktion des
Satzes davor nähern.
Beginnt ein Fragesatz mit einem der klassischen 'W-Wörter' (wie, was, wer, ...) ist
völlig klar, dass jetzt eine Fragesatz kommt. Fragen können aber auch recht unvermittelt
auftauchen. Betrachten Sie den folgenden Satz: "Er kommt aus Berlin." Eine Aussage,
wenn wir einen Punkt setzen. Es kann auch ein Ausruf sein, versehen mit einem Ausrufezeichen,
wenn der Kontext entsprechend gestaltet ist. Gesprochen könnten wir beim Wort 'Berlin'
ein Erstaunen in die Stimme legen und schön hätten wir einen Fragesatz. In der Schriftsprache
benötigen wir dazu das Fragezeichen. Die spanische Sprache kenn das umgedrehte Fragezeichen
am Satzanfang. Da ist völlig klar, was kommen wird. Da wir diese Chance nicht haben,
sollten wir es also dem Leser leicht machen. Verzichten Sie also auf komplizierte
Wortstellungen, die sich erst am Satzende als Frage entpuppen.
Trotzdem sollten Sie Wert legen auf die Frage in Ihren Texten! Wer fragt, führt -
diese schon fast traditionelle Weisheit aus der Rhetorik gilt auch bei geschriebenen
Texten. Setzen Sie doch mal eine Frage ein und liefern Sie die Antwort gleich hinterher
("Haben Sie sich auch schon gefragt, warum ...? Die Antwort ist ganz einfach: ...").
So setzen Sie Reizpunkte, fordern auf zum Mitdenken und ziehen den Leser in den
Text hinein.
Übertreiben Sie dabei aber nicht. Eine gerne zitierte Lehrmeinung besagt, dass auf
jeder Seite mit Text mindestens ein Fragesatz und damit ein Fragezeichen stehen sollte.
Das ist ein gutes Maß. Denn egal ob wirkliche Frage oder rhetorisch gesetzte: Zuviel
stumpft ab und belästigt den Leser.